Der Arbeitskreis Flüchtlinge
Im Jahr 2013 wird bekannt, dass steigende Flüchtlingszahlen bevorstehen. Die Gemeindeverwaltung in Wäschenbeuren erkennt frühzeitig, dass sie ehrenamtliche Unterstützung braucht. Bürgermeister Vesenmaier gibt den Anstoß für den Arbeitskreis Flüchtlinge. Aus dem Gemeindeblatt vom 17.10.2013:
Aktuell arbeiten im Arbeitskreis mit:
Frau Anne Boer | Frau Frau Tanja Rupp |
Frau Lena Bürkmayer | Frau Roswita Schürer |
Frau Kerstin Gschwinder | Frau Priska Schwäble (Sprecherin) |
Frau Luise Hamel | Herr Erwin Schwäble |
Herr Dietmar Hamel | Frau Rebecca Witteck |
Frau Jutta Kaiser | Herr Christoph Zantow (Sprecher) |
Frau Christa Mai (Sprecherin) |
Aktivitäten des Arbeitskreises:
- Begrüßung und Einführung in Wäschenbeuren
- WINK = Wäschenbeurer Integrations- und Kennenlerntreffen
- Sommerfest am Waldspielplatz
- Sammlung von Kleider- und Sachspenden
- Sammlung von Fahrrad-Spenden einschließlich Herrichten dieser Fahrräder und Kinderfahrzeuge
- Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und bei Schwierigkeiten mit Behörden
- Bei Bedarf Begleitung bei Behördengängen
- Hilfe zur Einhaltung von Terminen
- Hilfe bei der Suche von Wohnungen, Arbeit oder Ausbildungsplatz
- Vermittlung in Vereine
- Deutschkurs, 2 x wöchentlich: Sprechen, Lesen, Schreiben
- Außerunterrichtliche Förderung in der Stauferschule
- Nachhilfe Mathematik
- Unterstützender Kontakt zu den Schulen bzw. den Lehrern
- Hausbesuche und gemeinsame private Unternehmungen
Wir freuen uns über die Unterstützung durch den Turn- und Sportverein und den Liederkranz Wäschenbeuren, wo Flüchtlingskinder gerne mitmachen sowie über die jährliche Einladung der Flüchtlinge zur Waldweihnacht des Schwäbischen Albvereins.
Die aktuelle Belegung der Flüchtlingswohnungen in Wäschenbeuren:
- Eine 3-köpfige Familie aus dem Irak
- Eine alleinstehende Frau aus Nigeria
- Zwei 6-köpfige Familien aus Syrien
- Eine 8-köpfige Familie aus Somalia
- Eine 6-köpfige Familie aus Afghanistan
- Eine 4-köpfige Familie aus Syrien
Ab Montag, 18. Dezember neu im Flüchtlingshaus
- Eine 5-köpfige Familie aus Afghanistan
- Eine 6-köpfige Familie aus dem Kosovo
Ab Januar ziehen im Teil „Gemeinschaftsunterkunft“ des Flüchtlingshauses bis zu 14 weitere Personen ein.
Sie sehen:
Der Arbeitskreis Flüchtlinge benötigt dringend weitere Mitarbeiter(innen)!
Wir freuen uns auf Sie , wenn Sie sich melden bei
Priska Schwäble, Tel.Nr. 5426
Christa Mai, Tel.Nr. 913956 oder
Christoph Zantow Tel.Nr. 5570 oder bei der Gemeindeverwaltung
Hinter jedem Geflüchteten steckt ein Schicksal, das ihn zur Flucht aus der Heimat getrieben hat!
Schicksale „Wäschenbeurer“ Flüchtlinge in Beispielen (Namen geändert)
Familie A.:
Wie der Vater bei einer Befragung (somalisch mit Übersetzung) berichtete, lebte er in den letzten Jahren ohne seine Frau, aber mit 6 Kindern und seinen Eltern in Mogadishu (Somalia). Er bekam eine Arbeit bei WFP (Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen) und fuhr als LKW-Fahrer Lebensmittel aus. Nach einem Jahr drohte ihm die Terrororganisaton „Al Shabab“ mehrfach, er werde getötet, wenn er nicht aufhöre, für die Ungläubigen zu arbeiten. Er nahm diese Drohungen jedoch nicht ernst, bis an einem Abend vier bewaffnete Männer kamen. Zuerst schossen sie ihm ins Bein. (Er zeigt die Schusswunde am linken Knie). „Ich habe mich unter dem Bett versteckt …. Sie haben dann eine Bombe geworfen. Meinem Sohn … wurden beide Arme gebrochen. Meine Tochter wurde an der Stirn verletzt. Die beiden Kinder wurden durch die herumfliegenden Splitter verletzt. Die Männer dachten, dass ich tot bin und sind gegangen. Die Nachbarn haben mich ins Krankenhaus ….. gebracht. Die Männer haben erfahren, dass ich nur verletzt wurde und nicht gestorben bin. Ich wurde von der Al Shabab wieder angerufen und sie haben mir gesagt, dass sie mich das nächste Mal töten werden. Von da ab haben die Nachbarn und Verwandten für mich und meine Kinder Geld gesammelt. Bevor man mich getötet hat, haben wir das Land verlassen. Mein Vater hat mich angerufen und hat mir gesagt, dass er jetzt von der Al Shabab bedroht wurde. Er und meine Mutter wollen jetzt auch das Land verlassen.“ Die Tochter hat eine Narbe an der Augenbraue, ein Sohn Operationsnarben an den Armen. Außerdem wollte Al Shabab alle Kinder beschneiden, wogegen sich der Vater wehrte.
Nachdem die Nachbarn und Verwandten mehrere Tausend Dollar gesammelt hatten, machte er sich mit sechs Kindern im Alter zwischen 5 und 10 Jahren auf die Flucht durch Äthiopien, Sudan, Libyen, Italien und die Schweiz nach Deutschland. Die Flucht dauerte 7 Monate, wobei ihm unterwegs das Geld ausging und er auf die Hilfe von Menschen angewiesen war.
In Deutschland bekam er wieder Kontakt zu seiner Frau, die ebenfalls geflohen war, so dass die Mutter nun bei der Familie lebt.
„Was befürchten Sie bei der Rückkehr in Ihr Herkunftsland?“ „Ich kann dort nicht zurück. Die werden mich töten. Wenn man vor den Al Shabab flieht und wieder zurückkehrt, wird man getötet. Das ist ein sicherer Tod.“
- Familie B.:
Der Vater berichtet:
Sie wohnten in Homs (Syrien). Der Vater arbeitete dort (und eine Zeit lang in Libyen) als Schneider für Poster, Vorhänge und Teppiche. Zusammen mit Verwandten besaßen sie ein Haus. Ein Bruder und ein Schwager wurden bei Demonstrationen 2011 von der Polizei verschleppt und wurden nie wieder gesehen. Im Jahr 2012, während der Vater in Libyen arbeitete, wurde das Haus durch einen Bombenangriff zerstört. Die Frau überlebte mit einem dreijährigen und einem einjährigen Kind im Keller. Der Vater kam sofort nach Hause und sie flohen. Sie erhielten einen Flug nach Ägypten, danach ging die Flucht weiter mit Bus, Boot und Zug über Libyen, Catania (Italien) nach Heidelberg. Sie dauerte insgesamt 4 Jahre. Sie hatten in Libyen einen längeren Aufenthalt. Dort kam auch ein weiteres Kind zur Welt.
Herr A. hätte in Syrien am meisten Angst, dass den Kindern durch die Bomben Assads etwas passieren würde. Er wünscht sich in Deutschland vor allem Arbeit und Stabilität für die Kinder. Seine Tochter wünscht sich in Deutschland noch mehr Freundinnen.
- Familie C.:
Wie der Vater berichtet, lebte die Familie im nordsyrischen Al-Qamishli nahe an der Grenze zur Türkei. Dort lebten früher vor allem Kurden, aber auch Christen und Araber friedlich zusammen. Doch es kam Terror und Krieg und etwa jeden Monat explodierte eine Autobombe mit vielen Toten. Zwei Angehörige kamen dadurch um. Sein Onkel wurde überfallen, entführt und wurde nie wieder gesehen. Im Jahr 2015 verkauften sie Hab und Gut, um eine viele Tausend Dollar teure Flucht zu finanzieren. Die Familie ließ sich mit ihren Kindern (ein und drei Jahre alt) heimlich zu Fuß über die türkische Grenze und mit einer 33-Stunden-Busfahrt nach Istanbul führen. Dabei herrschte ständig die Angst vor türkischen Polizeikontrollen. Nach der heimlichen Überfahrt im Schlauchboot bei Morgengrauen von Izmir zum griechischen Mytilini (nur etwa 1 Stunde) ging es weiter über Athen, Mazedonien, Serbien, Kroatien, Ungarn und Österreich. Im September 2015 erreichte die Familie München. Nach 4 Monaten Aufnahmelager, schneller Anerkennung als Flüchtlinge in Heidelberg und zwei weiteren Stationen erhielten sie eine Wohnung in Wäschenbeuren.
Der Vater hätte in Syrien am meisten Angst vor den Autobomben und dass er entführt und zum Kämpfen mit der Waffe gezwungen würde. Sein größter Wunsch in Deutschland: Arbeit und eine Ausbildung für die Kinder. „Ich möchte ein glückliches Leben für meine Kinder“.
Gruppenbild: Einige Mitarbeiter(innen) des Arbeitskreises
Jeden Dienstag und Donnerstag: Deutschkurs mit Sprechen, Lesen und Schreiben. Wichtig ist, dass auch die Frauen teilnehmen. Mitgebrachte Kinder werden extra betreut. Für einige Kinder gibt es auch Mathematik-Nachhilfe.
Förderbetreuung in der Stauferschule: Leider gelang es nicht, in der Stauferschule dafür eine angestellte Lehrkraft zu bekommen. Die ehrenamtliche Unterstützung neben dem Normalunterricht ist unverzichtbar!
Dankbar werden Kleider- und weitere Sachspenden Jeder Flüchtling bekam ein Fahrrad! Die Fahrräder (und Kinderfahrzeuge) müssen in der Regel zuerst generalüberholt werden.
Musik verbindet und integriert! Sehr viel Spaß macht das Singen im Kinder- und Jugendchor des Liederkranzes! Die Flüchtlinge wurden dort von den Betreuerinnen sehr herzlich aufgenommen und durften sogar an der Sommerfreizeit in Lorch teilnehmen!
Mannschaftssport verbindet und integriert! Sehr engagierte Trainer im TSV trainieren auch Flüchtlingskinder und sie dürfen auch bei „richtigen“ Spielen mitspielen. Außerdem ist es sehr gesund, wenn die Kinder auf diese Weise aus ihren Wohnungen kommen!
Das WINK = Wäschenbeurer Integrations- und Kennenlerntreffen bietet der Bevölkerung die Gelegenheit, die Flüchtlinge direkt kennenzulernen. Die lockere Unterhaltung mit deutschen Menschen fehlt ihnen und ist ein wichtiger Beitrag für die Integration!
Sehr beliebt: Das Sommerfest am Waldspielplatz mit geselligem Grillen, mit Spielen, Musik und Tanz.